Am Wasser gebaut

 

 Behäbig, mächtig fließt er dahin
Der große Strom – der Weiße
Kein Möwenschrei rührt ihn an
Und kein gleitender Fisch
Brackwasserdüfte erfüllen die Lüfte
An den Auen Bauernland so grün
Reichgedeckt der schöne Tisch
Über die Hügel Kraniche zieh’n

 

 Die Menschen am Fluß geprägt
Von seiner Kraft und Würde
Seit Urzeiten sich arbeitsam geregt
Stolze Städte wuchsen heran
Ebbe und Flut, böse wie gut
Waren ihnen Wohlstand
Als auch oft Bürde

 

 Seit Menschengedenken fließt er dahin
Der große Strom – der Weiße
Die Kinder spielten glücklich am Strand
Große Schiffe fuhren auf die Reise
Doch der Mensch sei auf der Hut
Lege nicht an seinen Stolz die Hand

 

 

 

Strandlauf

 

Sandkörner wirbeln umher
Wie Goldstaube
Rieseln durch Deine Zehen
Legen sich beim Gehen
Auf Deine Lippen, die dürsten
Nach Tau, nach süßem Nektar
Und wilden Küssen 

Kommt herüber vom Schäumenden Meer
Salzluft, herb und klebrig, mit Jod
Angetan, im wehenden Haar
Verfangen
Verlangen nach dem Kleinod
Auf der Mondinsel versteckt
Vergraben im heißen Herzen
Lautlos sich vermählend
Mit der Möwe Klagelied
Das im Sonnenstrahl hängen blieb.
Mit schlingenden Armen von Tang
So grün die Hoffnung sich verband
Und der stille nimmermüde Glaube
So trägt der Wind Dich daher
Der Rausch der Gezeiten
In die Arme der Lust

Auf immer mehr

 

Von der Naivität

 

 Die Geier auf den Bäumen
Haben stets Dich im Blick
Dösen augenscheinlich, träumen
Warten auf Gelegenheiten
Und ein riesengroßes Glück
Fetter, immersatter Zeiten

 Du kleines, feines Vögelchen
In Deinem Goldgefieder
Singst im Busch der Weigelchen
Deine elfengleichen Lieder
Meinst, die ganze Welt ist gar
So lieb und brav geraten
Wie es Dein gutes Herze war
Heut' früh im Morgenröten
Wußtest nichts vom Töten